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Die Constraint-Induced-Movement-Therapy ist eine vielversprechende Therapiemethode für Patienten, die nach einem Schlaganfall eine Halbseitenlähmung erlitten haben. Sie wirkt dem sogenannten erlernten Nichtgebrauch der betroffenen Hand entgegen.

CIMT hat viele Synonyme: der „erzwungene“ oder „forcierte Gebrauch“, „Forced-use-Therapie“ oder „Taub’sches Training“. Die Methode beruht auf Erkenntnissen des amerikanischen Psychologen Edward Taub, der zur Entwicklung der Konzeption einen entscheidenden Beitrag geleistet hat.

CIMT basiert nach Edward Taub auf einem Lernprozess, dem „gelernten Nichtgebrauch“ (engl. „learned non-use“): Aufgrund fehlgeschlagener Versuche, eine Tätigkeit mit dem betroffenen Arm bzw. der Hand auszuführen, setzt der Patient seine paretische Extremität im Alltag immer seltener ein. Das Lernverhalten wird durch den vermehrten Einsatz des nicht-betroffenen Armes verstärkt. Der Patient lernt, dass der Einsatz der betroffenen Hand zu einem Misserfolg und der Einsatz der „gesunden“ Hand zum Erfolg führt.

Ziel von CIMT und mCIMT (modifizierte und auf den Praxisalltag angepasste Form der Therapiemethode) ist es, diesen Prozess zu durchbrechen und durch die Immobilisation des nicht-betroffenen Armes eine Umkehr des Verhaltens zu erzielen. Diese Immobilisation mit einer individuell anpassbaren, abnehmbaren Schiene soll über einen Zeitraum von mindestens zwei bis vier Wochen bei allen einhändig durchführbaren Tätigkeiten stattfinden.

Um an mCIMT teilnehmen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden: Im Handgelenk muss der Patient 10° Dorsalextension und in den Fingergrundgelenken 20° Extension aufweisen. In der Schulter sollten 45° Abduktion und im Ellenbogen 10° Flexion vorhanden sein. Wichtig ist, dass schmerzfreies Bewegen von Arm und Hand möglich ist und kein deutlicher Widerstand gegen passive Bewegung besteht. Der Patient sollte in seinen ADLs weitgehend selbständig sein. Ein vorhandenes Sprachverständnis und eine Sprachfähigkeit, die einfache Diskussionen ermöglicht, sollten ebenfalls gegeben sein.

Wichtigste Grundvoraussetzung zur Teilnahme an mCIMT ist ein hoher Grad an Eigenmotivation und Durchhaltevermögen des Patienten. – Ihm wird bei dieser Therapiemethode sehr viel abverlangt: Über einen Zeitraum von bis zu vier Wochen führt der Patient alle einhändigen Tätigkeiten mit seiner betroffenen Hand durch, obwohl dies die nicht-betroffene Hand sehr viel schneller, besser, effektiver könnte.

Vor dem Beginn vereinbart der Therapeut gemeinsam mit dem Patienten realistische Ziele. In einem Therapievertrag wird festgehalten, bei welchen Tätigkeiten die Schiene abgenommen werden darf. Neben dem alltagspraktischen Training zu Hause findet in der Praxis ein intensives repetitives funktionelles Training in einer Kleingruppe statt. Die einzelnen Übungen werden durch den Therapeuten ständig dem individuellen Leistungsstand des Patienten angepasst („shaping“). Zur Dokumentation des Therapieerfolges kommen vor Beginn und nach Beendigung des Therapieprogramms standardisierte Tests und Fragebögen zur Selbsteinschätzung zum Einsatz.

In zahlreichen klinischen Studien konnte die Wirksamkeit von CIMT und mCIMT nachgewiesen werden (Taub et al. 1993; Kunkel et al. 1999; Van der Lee et al. 1999; Wolf et al. 2006, 2008; Suputtitada et al. 2004; Dahl et al. 2008; Lin et al. 2009). Nach zweiwöchiger intensiver Therapie wurde der vermehrte Einsatz der betroffenen Extremität im Alltag, der Funktionszugewinn und das veränderte Bewegungsverhalten der Patienten auch langfristig (6 Monate bzw. 1 Jahr) nachgewiesen. Die Therapiemethode empfiehlt sich besonders für Patienten, die ein Jahr nach ihrem Schlaganfall Armfunktionen haben, diese im Alltag aber nicht entsprechend einsetzen.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Hatte 1991 ein schweres SHT 3 mit Hemiparese li. mit Ataxie, Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen.
    Aus dieser Zeit und vor allem danach machte ich meine Erfahrung mit CIMT und ich kann die Wirkung bei mir voll bestätigen.
    Mittlerweile gebe ich Rücken-Kurse bei Senioren und möchte gerne dieses Prinzip anwenden, suche nach Möglichkeiten, Erfahrungen und Konzepten!?

    -würde mich freuen wenn sie mir da weiter helfen könnten!!

    Herwig Weinhardt

    1. Lieber Herr Weinhardt,
      vielen Dank für Ihren Beitrag. Tatsächlich können nicht nur Schlaganfallpatienten von CIMT profitieren. Ein positiver Einfluss auf die Halbseitenlähmung kann auch bei anderen Schädigungen des zentralen Nervensystems erzielt werden.
      Sehr gerne können Sie sich telefonisch mit mir in Verbindung setzen. Meine Telefonnummer erfragen Sie bitte in unserer Praxis im Storkower Bogen.
      Viele Grüße, Corina Diewald

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