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Das Konzept der Basalen Stimulation in der ergotherapeutischen Behandlung

Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit unserer Praxis ist die Möglichkeit der Therapie zu Hause oder in Seniorenheimen, da viele Menschen aufgrund ihrer Erkrankung nicht mehr in der Lage sind, selbständig ihre Wohnung zu verlassen. Einige sind so stark betroffen, dass sie den Großteil des Tages im Bett liegen müssen.

Wir haben uns im Laufe der Jahre auf die Behandlung von Patienten im Hausbesuch spezialisiert, also Menschen, die in der Regel Pflegefälle sind und deshalb nicht mehr in die Praxis kommen können.

Besonders bei stark pflegebedürftigen Menschen fragen sich viele Außenstehende „Ist da eine Therapie noch sinnvoll? Was kann man überhaupt noch erreichen, was ist das Ziel der Behandlung?“  Aber auch bei bettlägerigen Menschen ist eine Therapie sinnvoll. Diese Patienten können sich wenig selbstständig bewegen, daher bekommen sie kaum noch Reize, die ihnen Informationen über den eigenen Körper liefern. Und das hat fatale Folgen:  es kommt zu Autostimulationen (z.B. stereotype Wipp – und Schaukelbewegungen, Schreien, Nesteln…), zu taktiler Abwehr (leichte Reize werden als schmerzhaft empfunden, was die Pflege und Alltagsgestaltung erheblich beeinträchtigt) und zur Habituation (Reize werden kaum noch wahrgenommen, Druckstellen können entstehen).

Dies alles sind Folgen des permanenten Reizmangels und der Gewöhnung an gleichbleibende Dauerreize. Die Vorstellung vom eigenen Körpers nimmt zunehmend ab, die Patienten können sich nicht mehr spüren, sich gegenüber ihrer Umwelt nicht mehr abgrenzen. Dieses Gefühl ist vergleichbar mit einem stundenlangen Solebad, wo der Körper auf dem Wasser treibt. Was wir für eine kurze Zeit als angenehm empfinden, wird bei bettlägerigen Patienten zum Dauerzustand und verliert damit alles Positive. Ist man sich seines Körpers nicht mehr bewusst, so leidet natürlich auch die Beweglichkeit darunter. Welche Muskeln werden angesteuert, wenn man sie nicht fühlt? Zudem lassen dadurch auch die Orientierung und die gesamten kognitiven Fähigkeiten nach.

In der ergotherapeutischen Behandlung setzen wir nach dem Konzept der Basalen Stimulation gezielte, langsame, deutlich spürbare Reize, um dem Mangel an Eigenwahrnehmung, Eigenbewegung und Kommunikation entgegen zu wirken. Dazu verwenden wir verschiedene Materialien wie weiche und härtere Tücher, unterschiedliche Stoffe, Igelbälle  und z.B. Vibrationsgeräte.  Das wichtigste Element bei der Behandlung ist jedoch die therapeutische Berührung. Diese sollte v.a. eindeutig und klar sein, damit der Patient seinen Körper und die Bewegung spürt. Die Berührung kann auch die Grundlage für unterschiedlichste Wahrnehmungsangebote wie Massagen, Lagerungen und therapeutische Waschungen sein.

Durch diese kontrollierten Reize und Stimulationen erfährt der Patient seinen Körper und Geist wieder als Einheit. Somit wird die Basis für Bewegung und kognitive Aktivität geschaffen.

Anja Herrmann

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