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Liebe Leserin, lieber Leser

an dieser Stelle möchten wir eine neue Artikelserie starten, die Ihnen unsere Arbeit an konkreten Beispielen näherbringen möchte.

Wie helfen Ergotherapeutinnen konkret, Selbständigkeit zu erhalten?

Wie kürzlich in einer Pressemitteilung des DVE (Deutscher Verband der Ergotherapeuten) zu lesen war, werden etwa drei Viertel der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland zu Hause versorgt. Dabei tragen die Angehörigen die Hauptlast. Die Ergotherapie leistet einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen.

Erfahren Sie anhand von Beispielen aus unserer Berufspraxis, wie Ergotherapeutinnen sicherstellen, dass der Alltag auf allen Ebenen gut funktioniert.

 

Fallbeispiel 1: Herr L, Schlaganfallpatient im Hausbesuch

Nach einem Schlaganfall litt der 76jährige Herr L unter einer spastischen Lähmung des rechten Armes. Des Weiteren bestand eine globale Aphasie (schwere Form der Sprachstörung: Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben sind gestört). Mit seiner Ehefrau verstand er sich jedoch wortlos. Außerdem war er auf einen Rollstuhl angewiesen, weil er nicht mehr stehen und laufen konnte.

Problemstellung:

Die Fortbewegung mit dem Rollstuhl in der Wohnung stellte sich als problematisch heraus, da er adipös war und die Wohnung zu enge Türen und Flure besaß.

Eine weitere Schwierigkeit stellte die Alltagsversorgung des Patienten dar. Seine Frau übernahm die Pflege, war aber aufgrund eigener gesundheitlicher Probleme wenig belastbar. So kam es einmal während eines Transfers zu einem Sturz des Patienten. Dieses Ereignis wurde in der Therapie genutzt um die häusliche Pflegesituation zu thematisieren.

Therapie: 

  1. Durch Ergotherapie wurde dem Patienten gezeigt, wie er die Spastik minimieren und die Schmerzen vermindern kann. 
  2. Es war es von höchster Dringlichkeit, an seiner Gangmobilität zu arbeiten. Dieses geschah in Absprache und Kooperation mit der Physiotherapie.
  3. Nach einer Analyse der Belastungsfaktoren konnte das Paar zu einer Umbaumaßnahme ihrer Wohnung motiviert werden. Die Badewanne wurde aus- und eine begehbare Dusche eingebaut. Hierbei unterstützte die Ergotherapeutin die beiden beim Führen von Telefongesprächen und bei der Formulierung des Schriftverkehrs mit der Kranken- und Pflegekasse:
    • Genaue Beschreibung der Baumaßnahme
    • Gründe für den notwendigen Umbau formulieren
    • Kostenvoranschläge der Handwerker – Leistungsvergleich der Kostenvoranschläge; die Pflegekasse möchte verschieden Angebote sehen und das Günstigste auswählen…
    • Adressen der ausführenden Handwerker
    • Organisierte Treffen mit Gutachtern der Wohnungsbaugesellschaft; diese mussten die Wohnung begutachten und zustimmen
    • Wohnungsbegehung der Handwerker

    Die Pflegekassen beteiligen sich an Umbaumaßnahmen für ein barrierefreies Umfeld mit bis zu 4000€. Diese wurden genutzt, so dass das Ehepaar nur noch einen Teil der Kosten tragen musste.

    Die Ehefrau war sehr dankbar für die Unterstützung. Ohne diese Unterstützung wäre ein Umbau nicht initiiert worden.

  4. Üben des Umsetzens (Transfer) vom Rollstuhl aufs Bett und in den Sessel und Anleitung der Ehefrau.

Später trafen wir die Ehefrau einmal auf der Straße. Sie konnte berichten, dass sich die beschriebenen Maßnahmen bewährt hatten. Sie pflegt ihren Mann gut und er kann im häuslichen Umfeld bleiben, wo er trotz Aphasie, wortlos verstanden wird.

Fazit:

Selbständigkeit wurde erreicht durch:

  • Minderung von Spastik und Schmerzen im betroffenen Arm
  • Erhaltung der Mobilität in der eigenen Wohnung durch Gleichgewichtsübungen und Gangschule
  • Wohnraumanpassung, bzw. Initiierung und Unterstützung bei der Durchführung
  • Üben des Umsetzens des Patienten
  • Anleitung der Ehefrau beim Umsetzen ihres Ehemanns

 

 

 

 

 

 

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