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Spiele in der Ergotherapie- Beispiel Solitär

Obwohl Spiele für Erwachsene auf den ersten Blick einen eher kindlichen Charakter besitzen, sind sie gut zum Einsatz in der Therapie geeignet. In der Ergotherapie finden Spiele als Therapiemittel in allen Fachbereichen Verwendung.

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In Abhängigkeit vom jeweiligen Störungsbild des Patienten werden unterschiedliche Zielstellungen verfolgt. Hierbei ist es wichtig, dass die Spiele den Fähigkeiten des Patienten angemessen sind, d.h. ein passendes Maß an Komplexität und Anreiz für ihn bieten.

Spiele sind in ihrer Größe, Form und Gestalt dem Üben bestimmter Funktionen angepasst. Die Kraft und Beweglichkeit von Händen und Fingern werden trainiert, Koordination und räumliches Denken geschult.

Zubehör

Der Einsatz von Klammern oder Greifzangen intensiviert die Übung. Spiele könne auch im Stehen durchgeführt, oder in einiger Entfernung, bzw. tiefer oder seitlich aufgestellt werden, dadurch wird der Bewegungsradius vergrößert, womit Rumpfstabilität, Standstabilität und Gleichgewicht trainiert und die gesamte obere Extremität aktiviert werden.

Weiterhin unterstützt der Einsatz von Spielen die kognitiven Fähigkeiten, wie bspw. Aufmerksamkeit, Konzentration, planerisches Handeln und Regelverständnis.

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Spiele haben desweiteren einen psychosozialen Aspekt. Sie fördern die Interaktionsfähigkeit und Geselligkeit. Sie können von bedrückenden Denkinhalten ablenken, Gemeinschaftsgefühl herstellen und positives Erleben erzeugen.

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Andererseits kommen Spiele auch im Befundungsprozess als Beobachtungsinstrument zur Einschätzung der Funktionsfähigkeit zum Einsatz.

Solitär ist ein Brettspiel für eine Person. Das Spielfeld besteht aus 33 kreuzförmig angeordneten Löchern. In diese werden Stifte gesteckt, wobei ein Loch frei bleibt. Der Spieler muss nun versuchen, jeweils durch Überspringen eines Stiftes mit einem anderen Stift, das gesamte Spielfeld bis auf einen letzten Stift, abzuräumen.

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Das Spiel setzt Konzentration, Handlungsplanung und verschiedene motorische Fähigkeiten voraus, bzw. trainiert diese.

Durch eine Vielzahl an Gestaltungsvarianten des Spiels können verschiedene Zielstellungen verfolgt werden. Durch den Einsatz unterschiedlicher Stiftgrößen, bzw. durch die Verwendung von Kugeln oder Klammen, entstehen zum einen unterschiedliche Schweregrade und zum anderen können verschiedene Greifformen, wie z.B. Spitzgriff, oder Faustgriff geübt werden. Ebenso werden Kraft und Kraftdosierung trainiert. Werden z.B. Klammern an Stelle von Stiften verwendet, ist ein größerer Kraftaufwand erforderlich. Kleinere Stifte oder Kugeln erfordern ein höheres Maß an Geschicklichkeit.

Verschiedene Varianten der Positionierung des Spielbretts – hochgestellt, tiefer gestellt, frontal oder seitlich aufgestellt – sowie die Ausführung im Sitzen oder im Stand, können eine Drehung, Beugung, oder Streckung in Rumpf und Armen erforderlich machen.

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Auf der Internetseite therapiespiel-berlin.de werden u.a. verschiedene Ausführungen des Solitärspiels für Therapie und Freizeit vorgestellt.

Solitär Anwendung

Einen meiner Patienten, der aufgrund einer neurologischen Erkrankung unter Stand- und Gangunsicherheit litt und dessen Ziel das selbständige Gehen am Rollator war, habe ich ein großes Solitärspiel in Stehen durchführen lassen. Dazu habe ich das Spielbrett auf sein Pflegebett gestellt und dieses auf seine Hüfthöhe hochgefahren, so dass er sich davor stellen und bei Bedarf mit dem Becken Halt am Bett finden konnte. Durch diese Anordnung wurden neben Rumpf- und Standstabilität das Gleichgewicht und die Kraft in den Beinen trainiert. Diese Übung diente der Vorbereitung des Gehens am Rollator.

Außerdem wurde die Beweglichkeit in Schultern und Armen, sowie die Feinmotorik der Hände gefördert. Ganz nebenbei diente es auch dem kognitiven Training.

Ich habe ein großes Solitärspiel gewählt, da in erster Linie die Standstabilität verbessert werden sollte und der Schwerpunkt weniger auf einer Verbesserung der Geschicklichkeit lag.

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Als wir uns am Ende der Therapieeinheit darüber austauschten, was er alles in dieser Stunde trainiert hatte, war mein Patient ganz überrascht. Er hatte es vor allem für einen angenehmen Zeitvertreib gehalten. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie sich Therapieinhalte in der Ergotherapie spielerisch umsetzen lassen und den Patienten Freude bereiten können.

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